Europeanization under the radar? Trends in politicization & EU policymaking at the sub-state level

Die EU-Forschung hat sich in den letzten zehn Jahren intensiv mit der Polykrise der Union befasst. Theoretisch hat dies zu einer verstärkten Untersuchung von Anfechtung und Politisierung geführt, wie sie im Postfunktionalismus, in der Wiederkehr des Intergouvernementalismus, in Begriffen wie dem diskursiven Intergouvernementalismus und in Fortschritten beim Verständnis und der Erklärung von differenzierter Integration und Desintegration zum Ausdruck kommt. Die empirischen Krisenerfahrungen und die theoretischen Innovationen zum Verständnis der Ursprünge, der Dynamik und der Folgen dieser Ereignisse nahmen im angepassten institutionellen Kontext der EU nach Lissabon Gestalt an. Dementsprechend haben die durch den Vertrag von Lissabon eingeführten Änderungen große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aufgrund der hohen politischen Bedeutung wurden die gestiegene Rolle des Rates, die veränderte Rolle des Europäischen Parlaments und die verstärkte Einbeziehung der nationalen Parlamente sowie die Reaktion der EU und der nationalen Akteure auf die zunehmend EU-skeptische Öffentlichkeit untersucht. Weit weniger Aufmerksamkeit wurde den inkrementellen Dynamiken gewidmet, die der Vertrag von Lissabon in den substaatlichen Schauplätzen der EU-Politikgestaltung ausgelöst hat.

Um diese Forschungslücke zu schließen, führt dieses Projekt a) innovative Forschungen darüber durch, wie subnationale Gremien in die EU-Politikgestaltung einbezogen werden, und b) bringt Wissenschaftler zusammen, die sich mit den folgenden großen Themen der jüngsten EU-Forschung befassen: 1) der Beitrag und die veränderte Rolle der substaatlichen Polykrise und der nachfolgenden Covid-19-Krise; 2) die Reaktion und Wahrnehmung substaatlicher Akteure angesichts der zunehmenden Anfechtung und Politisierung der EU-Politik und -Integration; 3) interinstitutionelle Machtverschiebungen seit dem Vertrag von Lissabon und der Polykrise; 4) subnationale Akteure als Motor und Gegenstand differenzierter (Des-)Integration.

Dieses Forschungsprojekt wird vom Haushalt des Landes Sachsen-Anhalt finanziert und läuft vom 01.11.2021 bis 31.03.2023 und wird von der Frau Prof. Dr. Heidbreder (OvGU) und Dr. Schade (Cornell University) geleitet. 

 

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Letzte Änderung: 11.05.2022 - Ansprechpartner: Webmaster